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Lockdown als Beschleuniger der Digitalisierung an der RAK

Interview mit RAK-Fachlehrer Rolf Mohr

Der Lockdown im März machte klar, dass in Sachen Digitalisierung an deutschen Schulen noch ein immens großer Nachholbedarf besteht. Auch an der RAK wurde der abrupte Übergang zum Homeschooling genutzt, um Neues zu erproben und noch vorhandene Defizite Schritt für Schritt auszumerzen.

Einer der digitalen Schrittmacher an der RAK ist Rolf Mohr, Fachlehrer an unserer Fachschule für Technik (FFT). Er schildert im folgenden Interview, wie er den Lockdown persönlich erlebt hat, wie der Unterricht gemeistert wurde und welche Unterrichtseinheiten je nach Corona-Lage und künftig generell an der RAK digital gehalten werden könnten.

Wie haben Sie persönlich den 13. März 2020 – den Tag der Lockdown-Verordnung des NRW-Schulministeriums – an der RAK erlebt?

Es war eine bizarr und unwirklich anmutende Stimmung an der Fachschule. Die Nervosität bezüglich der ungewissen und nicht planbaren näheren Zukunft war allen Beteiligten deutlich anzumerken.

Mit welchen Maßnahmen haben Sie und Ihre Kollegen an der FFT auf Online-Unterricht technisch umgestellt?

Das Kollegium ist im Hinblick auf die Digitalisierung recht heterogen aufgestellt. Der Lockdown hat uns in dieser Hinsicht jedoch alle relativ unvorbereitet vor große Herausforderungen gestellt, aber auch Chancen beschert. Im Hinblick auf die Digitalisierung des Unterrichts an unserer Fachschule wurde quasi über Nacht aus einer Dampflok eine „RAKete“. Nach intensiver Entwicklungsphase konnten wir nach kürzester Zeit mittels „Microsoft Teams“, „Zoom“ und der Begeisterungsfähigkeit der Fachlehrerinnen und Fachlehrer sowie der Studierenden sicherstellen, den Unterricht auch im Homeschooling in gewohnter Qualität anzubieten.

Welcher Unterricht fand online statt und wie viel Prozent der Gesamtstunden konnten gehalten werden?

Zu Beginn des Lockdowns fand der Unterricht ausschließlich online statt. In dieser Phase wurden gut 90 Prozent der Gesamtstunden vermittelt. Der genaue Anteil ist aber nur sehr schwer messbar. In der zweiten Phase wurde der Unterricht wieder im Präsenzunterricht unter Einhaltung aller erforderlichen Hygienemaßnahmen realisiert. Einige Kolleginnen und Kollegen gehörten einer Corona-Risikogruppe an. Dadurch mussten 30 Prozent des Unterrichtes auch weiterhin online vermittelt werden.

Wie wurde die Umstellung von der RAK an die Studierenden kommuniziert?

Mittels E-Mail und nach Einarbeitung über das Office-365-Tool „Teams“.

Wie haben die Studierenden die neue Situation aufgenommen und umgesetzt?

Ich hatte hier den Gesamteindruck, die Studierenden nehmen die Situation mehrheitlich als Herausforderung auf. Der Teamgeist wurde jedenfalls gestärkt und es kam ein Mitgestaltungsprozess mit hoher Eigendynamik in Gang.

Gab es „Gewinner und Verlierer“ unter den Studierenden?

Alle Beteiligten mussten in dieser Zeit auf ihre privaten Ressourcen zurückgreifen. Für schlechter situierte Studierende mit veralteter und eher ungeeigneter Hard- und Software war es natürlich schwieriger als für diejenigen mit hochwertigerer Ausstattung. Die technisch Benachteiligten wurden aber von ihren Mitstudierenden kollegial unterstützt, wo es nur ging.

Was konnte aus den Erfahrungen mit dem Online-Unterricht gelernt und künftig verbessert werden?

Um unser neu gewonnenes Know-how an der RAK nachhaltig zu sichern, könnte der Unterricht komplett in „Microsoft Teams“ abgebildet werden. Diese Software liefert fantastische Funktionen, um zum Beispiel Hausaufgaben, Klausurvorbereitung und vieles mehr zu steuern. Der Weg zur komplett papierlosen Schule ist deshalb keine Utopie, sondern denkbar leicht umsetzbar.

Welche Gewichtung Präsenzunterricht/Online-Unterricht halten Sie auch perspektivisch unter „normalen Bedingungen“ für angemessen?

Kurzfristig umsetzbar wären Projekte wie: ein Online-Tag pro Woche, regelmäßige Seminare und Workshops.
Denkbar wäre auch ein kompletter Online-Studiengang für die Weiterbildung zum Techniker oder zum Technischen Betriebswirt (m/w/d), an denen bundesweit Studierende teilnehmen könnten. Die praktischen Weiterbildungsanteile müssten dann jedoch nach wie vor an der RAK in Köln unterrichtet werden.

Das Interview führte Thomas Wardenbach am 25. Juni 2020

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